^^^ Rainer Häußermann (am Ball, im Duell mit Torsten Mayer vom FC Viktoria)
war Großaspachs langjähriger Torgarant. Archivfoto: B. Strohmaier

 

Die Backnanger Kreiszeitung mit einem tollen Rückblick

Mehr als ein schnödes Zweitrundenduell

Für den Fußball-Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach hat die WFV-Pokal-Partie beim Landesligisten SG Sindringen/Ernsbach einen besonderen Stellenwert. Es ist das 1000. Pflichtspiel der ersten Mannschaft, zudem liegt die Premiere auf den Tag genau 27 Jahre zurück.

Tankred Volkmer ist sich seiner Sache sicher: Der 3:2-Sieg in der ersten WFV-Pokal- Runde am vergangenen Samstag beim Landesligisten in Schwäbisch Hall war das 999. Pflichtspiel der SG Sonnenhof. Einen triftigen Grund, an der Zählung des wandelnden Klublexikons zu zweifeln, gibt es nicht. Was der Archivar an Fakten gesammelt hat, lässt nur einen Schluss zu: Ihm ist nichts entgangen. Die Duelle der Ersten sind in allen Facetten bestens dokumentiert. Das gilt für die vielen Höhepunkte mit dem WFV-Pokal-Sieg 2009 sowie den vier Aufstiegen, die den Dorfklub in den Profifußball hievten. Es gilt auch für die wenigen Tiefpunkte, die sich mit dem Abstieg nach sechs Drittliga-Runden sowie der enttäuschenden Vorsaison vor allem auf die letzten zwei Jahre konzentrieren. Ehe morgen (15 Uhr) bei Sindringen/Ernsbach das 1000. Pflichtspiel angepfiffen wird, geht der Blick in den Rückspiegel: Wie lief’s bei der Premiere und bei den bisherigen Jubiläumspartien? Eines vorweg: Ein Mutmacher ist die Bilanz nicht gerade. Fünf Niederlagen und drei Unentschieden stehen nur zwei Siege gegenüber.

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Die Fusion der Spvgg Großaspach und des FC Sonnenhof Kleinaspach datiert auf den 25. August 1994, doch die neue Saison wurde von Anfang an als SG Sonnenhof Großaspach in Angriff genommen. Deshalb gilt das Erstrundenduell im WFV-Pokal am 1. August 1994 als sportliche Geburtsstunde. Im Kräftemessen zweier Landesligisten zog die eben aufgestiegene Truppe aus dem Fautenhau gegen Wiblingen daheim mit 0:1 den Kürzeren. „Ist doch nichts passiert. In der Punkterunde zählt’s“, nahm Trainer Görge Kalb das Aus locker. Es gelte aber, aus den Fehlern zu lernen. Das taten seine Schützlinge, zu denen etwa Rekordtorjäger Rainer Häußermann, Keeper Karl-Heinz Arweiler, Nicolai Shpilevski oder Axel Schwagerick gehörten. Die erste Landesliga-Runde wurde auf Platz vier abgeschlossen.

100

Als Zweiter und Vierter hatten die nunmehr zu den Favoriten zählenden Aspacher den Verbandsliga-Aufstieg auch in den folgenden Jahren verpasst, im vierten Anlauf sollte es klappen. Das 1:1 im Rems-Murr-Duell gegen Korb am 14. September 1997 war da nicht der erhoffte Fingerzeig. Thomas Herb brachte die Hausherren in Führung, doch am Ende waren die Gäste dem Sieg näher. Es gab letztlich den zweiten Vizemeistertitel, an Renningen war trotz eines Trainerwechsels von Görge Kalb zu Raimund Grüttner kein Vorbeikommen.

200

Nach einem weiteren zweiten Platz (hinter Freiberg) und einem enttäuschenden vierten Rang ging die SG die Saison 2000/2001 mit Trainer Jürgen Rapolder bescheidener an. Mit dem runderneuerten Team wurde nur das vordere Drittel angepeilt. Dennoch war’s ärgerlich, dass am 27. August 2000 die 2:0-Führung in Schwieberdingen durch Tore von Soner Celen und Rainer Schwarz noch verspielt wurde und am Ende nur ein 2:2 blieb. Es sollte letztlich der vierte Vizemeistertitel sein, dieses Mal hinter dem TSV Crailsheim.

300

Nach acht Jahren war es 2002 so weit, mit Rapolder stieg die SG als Meister im achten Anlauf in die Verbandsliga auf. Dort sprang als Neuling der achte Platz heraus, im zweiten Jahr ging es am 14. September 2003 gegen Illertissen. Die 2:3-Heimpleite wurmte den Coach, „wir hatten zwei Minuten vor der Pause einen totalen Blackout und haben zudem vier klare Torchancen ausgelassen“. Er spielte darauf an, wie binnen weniger Sekunden aus dem 1:0 ein 1:2 wurde und Erkan Savun etwa noch einen Elfer verschoss. Nach dem 1:3 kam Markus Gentners Treffer zu spät.

400

Das nächste Jubiläumsspiel bestritt Aspach als Oberligist. Die erste Saison nach dem Verbandsliga-Titelgewinn hatte die SG auf Rang 14 beendet, in der zweiten Runde ging es am 9. September 2006 nach Bahlingen. Am Kaiserstuhl durfte die Elf von Trainer Alexander Malchow, der Aufstiegscoach Herbert Bentz bereits in der Vorsaison abgelöst hatte, lange Zeit von einem Teilerfolg träumen. Späte Gegentore führten aber zur 0:2-Schlappe, am Ende der Spielzeit stand der 13. Platz zu Buche.

500

Auf Markus Gisdol und Interimscoach Hans-Jürgen Boysen folgte Thomas Letsch noch in der Saison 2007/2008, die auf Platz zehn beendet wurde. Danach startete die SG so richtig durch, der 2:1-Sieg in Crailsheim am 9. Mai 2009 durch Tore von Saer Sene und Abedin Krasniqi war einer der entscheidenden Schritte zur Oberliga-Meisterschaft. Damit nicht genug: Kurz darauf folgte der WFV-Pokal-Triumph, das Double war ein echtes Highlight.

600

Als 12. und 14. hatten sich die Schwaben nach zwei Spielzeiten in der Regionalliga etabliert, mit Trainer Alexander Zorniger richtete die SG den Blick nach oben. Mit dem 1:0 bei 1860 München II am 22. Oktober 2011 durch das Tor von Sebastian Szimayer behauptete die SG die Spitzenposition, am Saisonende lagen nur die Stuttgarter Kickers vor Aspach.

700

Die fünfte Regionalliga-Runde schien unter Zornigers Nachfolger Rüdiger Rehm zum Triumphzug zu werden, doch auf der Zielgerade strauchelte die SG noch einmal. Die 0:2-Heimblamage gegen Pfullendorf am 4. Mai 2014 war nicht der erste vergebene Matchball auf dem Weg in die Aufstiegsrunde, die aber doch noch als Meister erreicht und nach zwei Duellen mit dem VfL Wolfsburg II mit dem Sprung in die Dritte Liga abgeschlossen wurde.

800

Ein respektables 0:0 gegen ein großes Kaliber wie den MSV Duisburg schaffte die SG Sonnenhof am 29. Oktober 2016 vor 2400 Zuschauern im Fautenhau. Mit den Plätzen 15 und 7 hatte sich Großaspach bereits in den vorherigen Spielzeiten bundesweit einen Namen gemacht, unter Trainer Oliver Zapel reichte es nun zum abermals starken zehnten Rang.

900

Zum Duell mit Ex-Coach Rehm kam es am 13. März 2019. Die erwartete, nach einer Führung aber bittere 2:3-Heimniederlage gegen Wehen Wiesbaden bedeuteten einen weiteren Rückschlag im Abstiegskampf. Letztlich blieb die SG ein letztes Mal drin, ehe 2020 der erste Abstieg der Vereinsgeschichte zu verdauen war.

1000

Morgen wäre alles andere als ein souveräner Sieg bei dem Landesligisten und der Einzug in die dritte Pokalrunde auf dem Sportgelände Ernsbach in Forchtenberg eine Blamage. Daran ändern die Strapazen im Trainingslager in Miesbach nichts. In Runde eins der Vorsaison gab es dasselbe Duell schon einmal, damals siegte Aspach 3:0. Verzichten muss Trainer Steffen Weiß auf Mohamed Diakite, Jonas Meiser und Bastian Frölich.

 

Daten und Fakten vor dem 1000. Pflichtspiel

Gesamtbilanz In den bisherigen 999 Begegnungen hat die SG Sonnenhof Großaspach immerhin 460 Siege gelandet. Dazu kamen 217 Unentschieden und 322 Niederlagen. 1762 erzielten Toren stehen 1366 kassierte Treffer gegenüber.

Torjäger Der erfolgreichste Schütze im SG-Trikot ist Rainer Häußermann, der es auf 99 Treffer brachte. Ihm folgen Abedin Krasniqi (62) und Shqiprim Binakaj (52). Bis zuletzt war Timo Röttger (40) als Siebter bester noch Aktiver, nach dessen Karriereende sind es Kai Gehring und Nicolas Jüllich (je 17).

Rekordspieler Die meisten Einsätze stehen für Martin Cimander (373) vor Binakaj (364) zu Buche. Direkt dahinter liegt Gehring (281), der noch aufholen kann.

Alle Zahlen, Spieler, Trainer und Torjäger findet ihr auch in unserer Chronik "Ewigenliste"

 

Quelle: BKZ online am 31.08.2021

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