Unser neuer Vorstandsvorsitzender Hans-Rudolf Zeisl im exklusiven Gespräch mit der Backnanger KreiszeitungVon Uwe Flegel

Großaspachs neuer Vorsitzender Hans-Rudolf Zeisl weiß um die sportlich schlechte Lage des Fußball-Regionalligisten, sieht die SG Sonnenhof insgesamt aber gut aufgestellt. Trotzdem will das 67-jährige Gründungsmitglied nur für eine Übergangsphase an der Spitze des Vereins bleiben.

Die Strecke von Aspach zum Fußball am Cannstatter Wasen hat Hans-Rudolv Zeisl schon unzählige Male zurückgelegt. Schließlich ist das 67-jährige Gründungsmitglied der SG Sonnenhof Großaspach eingefleischter Fan des VfB Stuttgart. Die Frage, für wen sein Herz heute ab 19 Uhr im Abstiegskampf der beiden schwäbischen Fußball-Regionalligisten schlägt, stellt sich trotzdem nicht. Schließlich ist Zeisl nicht nur treuer Wegbegleiter und altgedienter Funktionär des Fautenhauklubs, sondern seit einer Woche auch dessen Vorsitzender.

Ein Amt, das der frühere Bankmanager in einer Zeit übernommen hat, die für den bis vor wenigen Jahren erfolgsverwöhnten Verein nicht gerade einfach ist. Als Viertletzter schwebt das Damoklesschwert des Abstiegs über dem ehemaligen Drittligisten. Ein Problem, für das langjährige Aufsichtsratsmitglied aber kein Notstand. Denn: „Wenn es das wäre, dann hätte ich – bei allem Herzblut für die SG – das Amt nicht übernommen.“ Ohnehin will er den Posten nicht allzu lange machen. „Für eine Übergangsphase“, sagt der gebürtige Waiblinger und rechnet mit rund einem halben Jahr. Dann soll bereits wieder eine Mitgliederversammlung stattfinden und ein Nachfolger präsentiert werden, sofern es optimal läuft. 

Zeisls Wechsel vom Aufsichtsrat an die Spitze des vierköpfigen Vorstands wirkt, als sei er eine Mischung aus Herzensangelegenheit und Freundschaftsdienst für den Verein, an dessen Entstehung der Aspacher vor 28 Jahren fleißig mitgewirkt hat. Nun geht es darum, die SG Sonnenhof auf Kurs zu halten oder wieder zu bringen. Für den neuen Vorsitzenden ist es Ersteres. „Die Struktur ist gut, in den Gremien wie Aufsichtsrat, Vereinsbeirat sowie Vorstand sind Leute versammelt, über die andere Vereine froh wären, und der gute Geist aus den Anfangsjahren ist immer noch da. Vielleicht müssen wir ihn nur wieder mehr pflegen“, erklärt der Mann, der seit seiner Zeit als Bankmanager den Ruf genießt, ein sehr guter Organisator und jemand zu sein, der Menschen und Interessen zusammenführt.

Der Nachfolger bittet um Verständnis und Dank für seine Vorgänger

In Großaspach wird eine seiner wichtigen Aufgaben sein, binnen sechs Monaten die Person zu finden, die ihn beerben soll, nachdem er dem Verein mit seiner Amtsübernahme Zeit verschafft hat. Nötig geworden war das, weil vom bisherigen vierköpfigen Führungsteam der Vorsitzende Andreas Benignus und der sogenannte Vorstand Jugend Patrick Eickelmann aus beruflichen sowie privaten Gründen schon seit Längerem aufhören wollten. „Sie konnten es zeitlich einfach nicht mehr machen. Da muss man Verständnis haben und dankbar sein für die Zeit, in denen sie die Verantwortung getragen haben“, so Zeisl, der erklärt: „Die Zeiten, in denen jemand 25 Jahre lang einen Verein führte, sind vorbei.“ 

Wobei er selbst ja nun schon fast drei Jahrzehnte der SG Sonnenhof in irgendeiner Funktion die Treue hält und voller Überzeugung sagt: „Es ist beachtlich, was in den 28 Jahren hier entstanden ist.“ Dabei denkt er sicherlich auch an die Wandlung des einstigen Spvgg-Sportgeländes am Waldrand in eine schmucke Sportanlage mit einem Stadion für 10000 Zuschauer. Vor allem hat Hans-Rudolph Zeisl aber die sportliche Entwicklung im Sinn. Erst der steile Aufstieg von einem Landesliga-Neuling zu einem Drittligisten und nun als Regionalligist immerhin noch der höchstklassigste Verein der Region nach dem VfB Stuttgart. „Dabei sind wir immer noch ein Verein aus einer Gemeinde mit gerade mal 8000 Einwohnern. Eben ein Dorfklub. Da ist Regionalliga fast schon sensationell.“

Selbstverständlich weiß aber auch Zeisl, dass die SG längst Strukturen und Möglichkeiten hat, die in der Regionalliga Südwest nicht jeder Konkurrent vorweisen kann, und er weiß, dass „es unser Anspruch sein muss, mit dieser Mannschaft die Liga zu halten. Wobei Anspruch und Wirklichkeit manchmal eben auch auseinanderklaffen.“ So wie derzeit in Aspach. Der Vorsitzende geht trotzdem davon aus, „dass wir die Liga halten“. Die Mannschaft sei willig und habe genug Qualität dafür. Mehr will er nicht dazu sagen, „da das zum Kompetenzbereich von Michael Ferber zählt und wir eine klare Aufgabenverteilung haben, die mir sehr wichtig ist“. Klar sei aber, dass ein Klassenverbleib die Arbeit der nächsten Wochen und Monate deutlich erleichtern würde. 

Zeisl kennt aber auch die Tabelle und sagt zum Fall der Fälle: „Selbst ein Abstieg in die Oberliga würde bei uns keinen Katastrophenfall auslösen.“ Denn bis auf die erste Mannschaft laufe es bei den anderen SG-Teams ja richtig gut. Die A-Jugend zum Beispiel nimmt in der Oberliga Rang zwei ein und liegt in Schlagdistanz zu Spitzenreiter Reutlingen und damit zu einem Aufstieg in die Bundesliga. Zudem hat sich die Großaspacher U 17 in der B-Jugend-Oberliga für die Aufstiegsrunde zur Bundesliga ihrer Altersklasse qualifiziert. Das solle bitte nicht vergessen werden, bittet Zeisl und hat aus seiner Berufszeit, in der er als Vorstandsvorsitzender erst die Volksbanken Waiblingen und Stuttgart sowie danach die in Karlsruhe und Baden-Baden/Rastatt zusammenführte, eine Empfehlung für alle im Verein: „Die Kräfte bündeln, dann kommt auch der sportliche Erfolg zurück.“

Fotocredit: Alex Becher 

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