Die SG Sonnenhof Großaspach e.V. hat am heutigen Abend ihre ordentliche Hauptversammlung absolviert. Das Interview unseres Vorstandsvorsitzenden Andreas Benignus sowie die wichtigsten Beschlüsse:

  • Inter view mit dem Vorstandsvorsitzenden Andreas Benignus (siehe unten)
  • Ergebnis: Die SG Sonnenhof Großaspach schließt die Spielzeit 2019/2020 mit einem positiven Saisonergebnis von EUR +21.172,80 ab.
  • Der Dorfklub bedankt sich herzlich bei den ausscheidenden Aufsichtsratsmitgliedern Werner Schmidgall und Ralf Michelfelder für ihren Einsatz und ihre tolle Mitarbeit in den vergangenen Jahren. Gleichzeitig hat die Mitgliederversammlung am heutigen Abend folgenden neunköpfigen Aufsichtsrat gewählt: Andreas Möhle, Uli Ferber, Bernd Küstner, Bernd Ehmann, Ulrich Schill, Norbert Barthle, Hans-Rudi Zeisl. Neu sind zudem mit Jürgen Beerkircher und Markus Höfliger zwei neue Mitglieder im Organ der SG - herzlich willkommen!
  • Die SG Sonnenhof Großaspach ehrt verdiente Mitglieder für ihre langjährige Mitgliedschaft. Stellvertretend als herausragende Beispiele seien zwei Mitglieder genannt, die für ihre 60-jährige Mitgliedschaft geehrt wurden: 
    Jörg Rentschler und Ernst Winger
  • Die Mitglieder verabschieden einstimmig verschiedene Änderungen in Vereinsordnungen. 
     

Das Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden Andreas Benignus. Von unserem Medienpartner - der Backnanger Kreiszeitung:

Die sportliche Situation, die wie in der Vorsaison auf einen nervenaufreibenden Abstiegskampf hindeutet, lässt den Vorsitzenden des Fußball-Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach nicht in Hektik verfallen. Das sei man „ein Stück weit gewohnt“, sagt Andreas Benignus (38) und beackert mit seinen Mitstreitern vor der heutigen Jahreshauptversammlung (19 Uhr, Fautenhau) die übergeordneten Themenfelder, die für die Vereinsentwicklung von höchster Bedeutung sind.

Zunächst zur aktuellen sportlichen Situation: Wie tief sitzt der Frust über die schwache Leistung beim 0:3 gegen Mannheim noch?

Es ist noch nicht lange her, deshalb sitzt der Stachel schon noch recht tief – zumal wir nach dem Sieg in Zwickau dachten, dass wir nachlegen können. Die Leistung war sehr enttäuschend, das wird intern auch klar angesprochen. Das darf in dieser Woche mit der heutigen Mitgliederversammlung und der Jubiläumsfeier am Freitag aber auch nicht alles überlagern. Es sind auch andere Themen wichtig. 

Nur 15 Punkte aus 15 Partien und aktuell ein Abstiegsplatz – wie groß ist Ihre Sorge, dass die sechste Drittliga-Saison der Vereinsgeschichte die vorerst letzte sein könnte?

Wir sind diese Situation ein Stück weit gewohnt, haben zum Beispiel in der Vorsaison bis zum letzten Spieltag einiges mitgemacht. Wir wollen unser Ziel, den Ligaverbleib, natürlich wieder erreichen, aber wir verfallen nicht in Hektik oder Panik, im Gegenteil: Wir wissen es einzusortieren. Wir hätten gerne mehr Punkte und hätten möglicherweise auch den einen oder anderen Zähler mehr verdient gehabt, aber da hilft kein Lamentieren. 

Gibt es von Ihrer Seite irgendwelche Vorgaben an den Trainer und das Team, wie viele Punkte bis Weihnachten noch zu holen sind?

Von meiner Seite nicht, für den sportlichen Bereich ist vor allem unser Vorstandsmitglied Joannis Koukoutrigas zuständig und er hat nach der Partie völlig zu Recht klare Worte gewählt. Wir müssen aufpassen, dass wir den Kontakt zu den Nichtabstiegsplätzen nicht abreißen lassen, dann wird es schwierig. Es sind noch 15 Punkte zu vergeben, wir sollten schon noch den einen oder anderen Sieg landen. 

Als Sie im April 2018 Ihren Vater Werner Benignus als Vorsitzenden ablösten, sprachen Lästermäuler von einer Erbmonarchie, Wohlmeinende hoben die Kontinuität und den familiären Charakter des Vereins hervor. Was entgegnen Sie beiden Sichtweisen?

Vererbt wird die Position nicht, da haben die Mitgliederversammlung und der Aufsichtsrat das Sagen. Aber Kontinuität ist hilfreich – und die ist im siebenköpfigen Vorstand insgesamt in einem hohen Maße vorhanden. Das halte ich für sehr wichtig. Man kennt sich und schätzt sich, man kennt den Verein und seine Eigenheiten. Hier sitzt auch niemand ein Amt aus, vielmehr ist großer ehrenamtlicher Einsatz gefragt – wie im gesamten Verein. 

Ist der Job des Vorsitzenden schwerer oder leichter zu erledigen, als Sie erwartet hatten?

Ich wusste vielleicht nicht in jedem Detail, was auf mich zukommt, aber grundsätzlich war mir schon bewusst, dass es eine große Herausforderung ist. Wir sind im Profifußball, da wird auch viel Geld bewegt. Dass das nicht einfach so nebenbei zu erledigen ist, war mir klar, zumal mein Beruf und die Familie darunter nicht leiden dürfen. 

Bleibt es mit Ihnen beim Credo, nicht mehr auszugeben als man einnimmt, oder sind Sie für den dauerhaften Drittliga-Verbleib dazu bereit, auch mal richtig Miese zu machen?

Wir wollen dauerhaft in der Dritten Liga und im Profisport bleiben. Da fühlen wir uns wohl, das ist für uns nach wie vor eine Riesennummer. Für die Finanzen gilt dennoch: Wir waren stets solide und bleiben das auch. Da gibt’s keine Abkehr von der bisherigen Vorgehensweise. Wir werden nicht Vollgas ins Risiko gehen, wie es einige Drittligisten tun. Stattdessen müssen wir die Einnahmen durch neue Maßnahmen erhöhen, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. 

Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang die Millionenschulden, die einige Ligarivalen Saison für Saison produzieren, um mit aller Macht die sportlichen Ziele zu erreichen?

Da ich die dortigen Gegebenheiten nicht kenne, kann und will ich das nicht wirklich bewerten. Wenn aber einzelne Klubs Verbindlichkeiten von 20 Millionen Euro haben, und sei es zum Teil vielleicht aus der Vergangenheit, dann sind das schon ganz andere Größenordnungen als jene, mit denen wir uns beschäftigen. Hast du da Verantwortung, dann ist es noch einmal eine ganz andere Herausforderung. 

Wie erklären Sie es sich, dass einige Drittligisten so ein Vabanquespiel betreiben?

Es ist klar erkennbar und wird auch beim DFB registriert, dass die Risikobereitschaft der Klubs mit der Einführung des vierten Absteigers nochmals extrem gestiegen ist. Das ist an den Zahlen eindeutig abzulesen. Der Druck in der Liga wird damit größer und auch wir sind nahezu gezwungen, uns auch im finanziellen Bereich weiterzuentwickeln. Wir benötigen noch andere Einnahmequellen als die bisherigen, die sich aus dem Bereich Vermarktung und TV-Gelder speisen. 

Ums geplante Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) und die schwierige Standortsuche ist es still geworden. Tut sich in der Sache derzeit nichts oder passiert im Hintergrund etwas?

Um die Standortsuche ist es vielleicht ruhig geworden, um die Nachwuchsförderung in keinem Fall. In der Jugend- und Talentförderung haben wir uns in den letzten 18 Monaten stark entwickelt. Da hat sich viel getan, auch wenn wir den noch sehr großen Abstand zwischen der Ersten und zum Beispiel der U 19 weiter verringern wollen. Wir haben auch alle Kriterien für die eigentliche Zertifizierung eines Nachwuchsleistungszentrums erfüllt, aber der DFB hat Personalprobleme und bekommt die Zertifizierung nicht gebacken, was mehr als unglücklich ist. Wir haben sehr große Anstrengungen im Bereich Jugend unternommen und sind auf einem super Weg. 

Geht es also ohne bauliche Tätigkeiten?

Wir haben bei der Infrastruktur mittlerweile vieles über Kooperationen wie mit Kleinaspach und Rietenau, aber auch mit den Rems-Murr-Kliniken, dem Therapiezentrum oder dem Wonnemar gelöst – nicht nur im Profi-, auch im Nachwuchsbereich. Wir brauchen aber vor allem für den Jugendbereich schon noch zusätzliche Platzkapazitäten. 

Hat die SG dafür einen Standort im Auge?

Die Gemeinde hat einen Standort im Auge, wir stehen in engem Austausch. Daran ist insbesondere auch die Spvgg Kleinaspach/Allmersbach interessiert, weil auch sie riesigen Bedarf hat. Wir wollen miteinander eine Aspacher Lösung hinkriegen. 

Weiterhin ausbaufähig sind die Zuschauerzahlen. Wenn das Stadion gut gefüllt ist, sind es meist gefühlte Auswärtsspiele. Was tun?

Wir können und wollen uns hier weiter verbessern, aber es ist die Frage, wie das gelingt. Eine Möglichkeit ist das Spieltags-Sponsoring und damit weitere Zuschauer zu gewinnen. Das hat recht gut funktioniert, aber es muss weitere Aktionen geben, damit das Stadion noch voller wird. Es klappt aber nicht innerhalb weniger Jahre, dass es ständig ausverkauft ist, das muss man realistisch sehen. Es wird etwa eine halbe Generation dauern, aber zum Beispiel werden Aktionen an Schulen und Kindergärten im Umland gut angenommen. So muss man sich das langfristig erarbeiten und das tun wir. 

Meilensteine der Vereinsentwicklung in den letzten zehn Jahren waren die Aufstiege 2009 und 2014 und die Stadioneinweihung 2011. Was tut sich in den nächsten zehn Jahren?

Es sind auch Meilensteine, gegen große Gegner wie 1860 München und Kaiserslautern oder wie Karlsruhe in der Vorsaison zu spielen. Dasselbe gilt für Auswärtsfahrten in diese Städte und Stadien. Die Luft wird insgesamt aber dünner, denn wir sind als die kleinste Gemeinde im deutschen Profifußball eben bereits in der Dritten Liga angekommen. 

In welcher Liga sehen Sie die SG also 2029?

Spielen wir noch Dritte Liga, wäre ich einverstanden. Hier fühlen wir uns wohl, hier haben wir uns etabliert und es ist alles andere als selbstverständlich, dass wir schon die sechste Saison in Serie mitmischen. Das müssen wir uns immer wieder vor Augen führen. Träumen muss aber selbstverständlich erlaubt bleiben.

Das Interview führte Steffen Grün.

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