Von Uwe Flegel (Backnanger Kreiszeitung):

„Mission erfüllt“, erklärte Markus Lang kurz, knapp und strahlend. Mit zwei Siegen in den letzten zwei Spielen hatte der 43-Jährige die SG Sonnenhof doch noch zum Klassenverbleib geführt. Entsprechend viele Freudentränen flossen nach dem 2:0. Bei Lang, Fans und Spielern wie Torwart Kevin Broll sowie Julian Leist. Routinier Timo Röttger sagte nur: „Erleichterung, überglücklich, urlaubsreif.“

Für Oliver Zapel war Aspachs Nichtabstieg nur in der sechsten Minute gefährdet, doch SG-Torwart Kevin Broll lenkte den 18-Meter-Schuss von Nico Brandenburger um den Pfosten. „Eine Sensationsparade“, sagte Kölns Trainer zur Aktion seines Ex-Schützlings und urteilte: „Neun von zehn Torhütern dieser Liga halten den Ball nicht.“ Broll tat es und gab sich danach trotzdem bescheiden: „Es war ein Ball, den du haben musst, um die Mannschaft am Leben zu halten – dafür bin ich da. Ich habe ihn und uns damit im Spiel gehalten. Der Rest ist mir egal.“ Kurz zuvor war der Schlussmann noch nicht ganz so cool gewesen. Tränen der Freude flossen: „Es ist einfach überwältigend, emotional und zutiefst berührend. Es war mein letztes Spiel für die SG, ich habe hier viele Freunde gefunden und der Verein ist fast zur Familie geworden. Ich werde die Zeit auf jeden Fall nicht missen und bin einfach nur heilfroh, dass wir das Ding gerissen haben und den Nichtabstieg feiern können.“ 

In der Tat war das Kölner Südstadion am Samstagnachmittag fest in schwäbischer Hand. Während und nach der 90 Minuten. Vielleicht war es der entscheidende Rückhalt, denn auch wenn Aspachs Sieg völlig verdient war, locker und leicht rausgespielt geht anders. „Ganz frei von Nervosität waren wir nicht“, gestand selbst der erfahrene Röttger. Und ein Routinier wie Julian Leist, der auf dem Platz in jeder Sekunde abgeklärt gewirkt hatte, lief nach der Partie erst einmal suchend zur Tribüne, um dort vor Glück weinend seinem ebenfalls in Tränen ausgebrochenen Vater Hermann um den Hals zu fallen. So ruhig Aspachs Fußballer in den Wochen zuvor im Kampf gegen den Abstieg gewirkt hatten, so klar wurde da, wie wichtig dem gesamten Verein der Verbleib in der Dritten Liga eigentlich war. Ex-Präsident Werner Benignus, der die Fans vom Bus aus auf den letzten Metern ins Stadion begleitet hatte, freute sich nach dem 2:0 tierisch: „Wahnsinn. Das toppt selbst den Aufstieg in Wolfsburg vor fünf Jahren.“ 

Mit Verteidiger Kai Gehring sowie den eingewechselten Nico Jüllich und Shqiprim Binakaj standen nun in Köln noch drei Spieler auf dem Platz, die damals zur Aufstiegself gezählt hatten. Dominik Pelivan dagegen ist erst seit zwei Jahren dabei. Und: Der Mittelfeldmann war in Aspach in der Zeit nicht immer erste Wahl. Nicht konsequent genug in den Zweikämpfen, hieß es immer mal wieder über den gebürtigen Berliner. Jetzt, als es darauf ankam, bewies der 22-Jährige, dass es doch geht. Erst mit einer starken Leistung und zwei Elfmetertoren beim 5:2 zu Hause gegen Zwickau, nun mit einem Freistoßtreffer und der Vorarbeit zum entscheidenden 2:0 in Köln. Der Techniker aus der Hertha-Jugend scheint beim Dorfklub angekommen zu sein: „Es ist ein super Gefühl – nicht nur wegen meines Tors. Ich freue mich generell riesig für die ganze Mannschaft, dass wir die letzten zwei Spiele gewonnen haben und in der Dritten Liga bleiben, das war sehr schwer in dieser Saison. Wir hatten viele Rückschläge und oft dachte man, wir sind schon weg. Aber wir sind zurückgekommen und haben es geschafft.“ 

Ein Fakt, der SG-Mitbegründer Uli Ferber direkt nach dem Abpfiff glücklich aufs Spielfeld eilen ließ. „Wir haben den Jungs gesagt, dass der Verein seit seiner Gründung noch nie abgestiegen ist“, erinnerte der 59-Jährige. Trotz des Jubels um sich herum, war er zu einer klaren Analyse in der Lage: „Wer 18-mal unentschieden spielt, 9-mal gewinnt und damit 27 von 38 Spielen nicht verliert, der hat den Ligaverbleib verdient.“ Ferber vergaß in der Stunde des Triumphs auch nicht einen zu erwähnen, der persönlich nicht da war und trotzdem irgendwie präsent: Florian Schnorrenberg. „Auch er hat gute Arbeit geleistet. Markus, Janni Koukoutrigas und ihr gesamtes Team haben es dann vollends geschafft.“ 

Eine Beurteilung, der sich Markus Lang voll und ganz anschloss: „Der Nichtabstieg ist die Leistung des gesamten Trainer- und Funktionsteams, aller Spieler und auch von Florian Schnorrenberg, denn die Mannschaft war absolut intakt, als ich sie übernommen habe.“ Doch während alle um ihn herum bis Dienstag den Nichtabstieg auf Mallorca feiern, war für den Retter bereits gestern Morgen wieder sein eigentlicher Hauptjob angesagt. Mit Aspachs U 19 verteidigte der Coach dank eines 5:2-Heimsiegs gegen Fellbach die Tabellenführung in der Verbandsstaffel. „Das ist das Ziel, das ich mir vor der Runde gesteckt habe und das will ich auch zu Ende bringen“, sagte der Mann, für den es bei der SG nun wieder ins zweite Glied zurückgeht, denn dem 43-jährigen A-Schein-Inhaber fehlt die Fußballlehrerlizenz, die nötig ist, um in der Dritten Liga zu trainieren.

 

 

 

Zurück zur Übersicht